Multscher

Multscher
Mụltscher,
 
Hans, Bildhauer, Bildschnitzer und Maler, * Reichenhofen (heute zu Leutkirch im Allgäu) um 1400, ✝ Ulm vor dem 13. 3. 1467; ließ sich nach der Gesellenwanderung (vermutlich Nordfrankreich, Niederlande und Burgund) 1427 in Ulm nieder, wo er eine große Werkstatt leitete. Die Kenntnis der höfisch-verfeinerten Kunst des Westens und ihres selbstbewussten Menschenbildes zeigt sich in Multschers Frühwerken in Schmuckbedürfnis, sensibler Charakterisierung und in einer neuen Intensität des Menschlichen. Dieser Tendenz zur Wirklichkeitsnähe entspricht die in der holzgeschnitzten »Landsberger Madonna« (um 1440; Landsberg am Lech, Pfarrkirche) vollzogene Abkehr vom weichen Stil, die sich auch in der realistischen Tafelmalerei des »Wurzacher Passionsaltars« (1437; erhaltene Teile in Berlin, Gemäldegalerie) zeigt, zu dessen Schrein diese Figur gehörte. Das bedeutendste Werk der Reifezeit Multschers ist der »Sterzinger Altar« (1456-58; Marienaltar mit gemalten Flügeln, diese mit einigen Figuren heute im Multscher-Museum in Sterzing, Muttergottes und weitere Schreinfiguren noch in der Pfarrkirche). In den Altarflügeln zeigt sich eine Beruhigung der Form, die richtungweisend wurde für die schwäbische Malerei des 15. Jahrhunderts. Zu seinen Schule machenden Leistungen gehört auch die Weiterentwicklung des Retabels zum Kapellenschrein (erstmals beim »Karg-Altar«, 1433; Ulm, Münster, stark beschädigt). Multscher gehört zu den bedeutendsten deutschen Künstlern an der Wende zum spätgotischen Realismus.
 
Weitere Werke: Figurengruppe am Rathaus in Ulm (1427-30; Originale heute im Museum, ebenda); Schmerzensmann (1429; Ulm, ursprünglich am Hauptportal des Münsters, heute im Kircheninnern); Trinitätsrelief (um 1430; Frankfurt am Main, Liebieghaus); Grabsteinmodell für Herzog Ludwig VII., den Bärtigen, von Bayern-Ingolstadt (1435; München, Bayerisches Nationalmuseum).
 
 
M. Schröder: Das plast. Werk M.s in seiner chronolog. Entwicklung (1955);
 
Der M.-Altar in Sterzing, hg. v. N. Rasmo (Bozen 1963);
 M. Tripps: H. M. (1969);
 H. Beck u. M. Bückling: H. M., Das Frankfurter Trinitätsrelief (1988);
 W. Münch: Wege zu H. M. von Reichenhofen. Maler u. Bildhauer in Ulm 1400-1467 (1991);
 U. Söding: H. M. - Der Sterzinger Altar (Bozen 1991);
 I. Dietrich: H. M., plast. Malerei - maler. Plastik. Zum Einfluß der Plastik auf die Malerei des M.-Retabel (1992);
 
H. M. Meister der Spätgotik. Sein Werk, seine Schule, seine Zeit, hg. v. M. Tripps (1993);
 
H. M., Bildhauer der Spätgotik in Ulm, hg. v. B. Reinhardt, Ausst.-Kat. Ulmer Museum (1997).

Universal-Lexikon. 2012.

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